Naturnahe Gestaltung am TechCenter Reinach

Seit einigen Jahren betreut die Gartenbaufirma Salathé Rentzel das Gründach und die Grünwände bei den Einfahrten zum Parkhaus. Die naturnahe Gestaltung fördert nicht nur die Biodiversität, sondern sorgt gleichzeitig auch für eine hohe Aussenraum- und Aufenthaltsqualität.

Vor gut 10 Jahren wurde das TechCenter in Reinach erbaut. Schon beim Bau erhielten wir von den Behörden die Auflage einer Umweltverträglichkeitsprüfung: Daraus entstanden zehn zum Teil kostenintensive Erfordernisse als Ausgleichsmassnahmen, damit wir für unsere Mietenden ein Parkhaus mit genügend Parkplätzen erstellen durften. Der teuerste Ausgleich war die Erstellung des Parkhausdaches in der Form einer Ruderalfläche, welche die natürlichen Verhältnisse in den Naturschutzzonen nahe der Birs simuliert. Damit leisteten wir mit dem Parkhausdach eine Art «ZwischenLandeplatz für eine Vielzahl von Insekten und Vögeln. Mit der Erstellung der Grünwände bei den beiden Einfahrten ins Parkhaus waren aufwändige Installationen bis hin zu einer Bewässerung mit dem Parkhausdachwasser angezeigt.

Die Stiftung Natur und Wirtschaft fördert Natur im Siedlungsraum und unterstützt Firmen auch auf dem Weg zu einem naturnahen Areal bei der Planung und Realisierung und steht mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um die Pflege und Nutzung der Areale geht. Im Juni 2010 wurde das Gründach auf dem Parkhaus Kägen von der Stiftung Natur und Wirtschaft erstmals zertifiziert.

Herr Leute, Sie betreuen das TechCenter Reinach in verschiedenen Arbeitsbereichen. Könnten Sie kurz ihre Aktivitäten in der Region Basel zusammenfassen? Und was ist ihre Spezialität?

Die Firma Salathé Rentzel Gartenkultur AG ist ein KMU mit rund 40 Mitarbeitenden und ein Familienbetrieb in vierter Generation.

Mit unseren drei Abteilungen Planung, Neuanlagen und Unterhalt arbeiten wir sowohl für private Auftraggebende wie auch für Kommunen und Architekt*innen. Unsere Spezialitäten sind die Planung und Pflege von differenzierten Pflanzungen sowie die Gestaltung von Terrassen. Wir betreuen unsere Kundschaft bei Gartenumwandlungen bis hin zu kompletten Neugestaltungen, und das sehr individuell. Ausserdem entwickeln wir jedes Jahr mehrere Gestaltungslinien für die Bepflanzung von Töpfen und Beeten mit Frühlings- und Sommerflor.

Seit einigen Jahren pflegen Sie das TechCenter Reinach. Was beeindruckt Sie an diesem Gebäudekomplex am meisten?

Am Techcenter wurde durch unterschiedlichste Massnahmen eine möglichst starke Durchgrünung realisiert, das geht von klassischen Beeten, Bäumen und Hecken über Fassadenbegrünung bis zum grossen Gründach.

Sie betreuen insbesondere auch das Dach des Parkhauses Kägen. Was gibt es da besonders zu beachten? Und wo liegen die Herausforderungen bei der Bepflanzung?

Das Parkhausdach ist als zertifiziertes Gründach anspruchsvoll in der Pflege und auch bei eventuellen Nachpflanzungen, da dort nur einheimische Pflanzen wachsen sollen. Wichtig bei der Pflege ist das Erkennen und zeitnahe Entfernen von sogenannten Neophyten wie z. B. Berufskraut oder Hirse sowie von Baumsämlingen. Bei Ergänzungspflanzungen ist ein grosses Wissen über die Ansprüche der verschiedenen Wildarten wichtig, da auf dem Dach sowohl wechselfeuchte wie auch sehr trockene Standorte existieren.

Sie stellen auf dem Parkhausdach auch sicher, dass die Auflagen der Stiftung «Natur und Wirtschaft» auf diesem Dach eingehalten werden. Wie wichtig ist diese Zertifizierung für die Biodiversität in der Region?

Durch die Zertifizierung des Dachs erfolgt ein regelmässiges Screening und eine Bestandsaufnahme der Vegetation. Dadurch wird gewährleistet, dass die grosse Dachfläche als wertvolles «Trittsteinbiotop» für seltene Pflanzen und Tiere erhalten bleibt.

Sie pflegen beim Parkhaus Kägen auch die grüne Wand bei den beiden Zufahrten zum Parkhaus. Was ist dabei besonders? Und wie wird damit die Biodiversität unterstützt?

Die Grünwände sind ein ganz besonderer Pflanzenstandort, da die Pflanzen dort mit sehr wenig Substrat in senkrechten Flächen gedeihen müssen. Zudem gibt es durch die hohen Gebäude teilweise eine starke Schattierung der Wände. Hierfür die richtigen Pflanzen auszuwählen, die auch im Winter grossteils ansprechend aussehen sollen, ist herausfordernd und bedarf guter Kenntnisse. Neben der sehr angenehmen optischen Wirkung der Grünwände in dem stark bebauten Umfeld, tragen sie auch zu einer Verbesserung des Kleinklimas bei und bieten durch die zu unterschiedlichen Jahreszeiten erscheinenden Blüten Nahrung für viele Insekten.

Was bewirken Grünwände im Arbeitsumfeld auf die Mitarbeitenden, die dies bewusst oder auch nur unbewusst wahrnehmen?

Grüne Flächen wirken beruhigend auf das Auge der Parkhausnutzerinnen und -nutzer sowie Passanten. Zudem reduzieren Grünflächen die Hitzeabstrahlung und die Feinstaubbelastung zischen den Gebäuden.

Bei einem Besuch auf dem Parkhausdach haben wir Baumscheiben mit vielen Löchern für Wildbienen entdeckt. Wozu ist das nützlich?

Wildbienen haben es heute nicht leicht, passende Nistorte im Holz wie auch im Sandboden zu finden. Auf dem Parkhausdach gibt es zwei Bienenhotels mit je rund 500 Nistplätzen, die fleissig benützt werden. Mit den passenden Bepflanzungen auf dem Parkhausdach unterstützen wir die Futtersuche mit kurzen Flugdistanzen. Zusätzlich befinden sich auf diesem Parkhausdach des TechCenter Reinach auch Vorkehrungen für sogenannte Sandbienen, die ihre Nistplätze im Boden bauen. Auch davon hat es auf diesem Dach viel mehr Möglichkeiten als es Parkplätze für Fahrzeuge im Parkhaus hat.

Welchen finanziellen Aufwand verursacht die Pflege dieser Grünwände und das Parkhausdach?

Ich kann hier keinen konkreten Betrag nennen, doch insgesamt beläuft sich die Pflege jährlich auf mehrere zehntausend Franken, die für die Biodiversität und für Flora und Fauna aufgebracht werden. Das TechCenter Reinach leistet damit einen wesentlichen Beitrag für die Natur.

Naturnahe Gestaltung am TechCenter Reinach

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